Bodensee - Genfersee
 
 
 
 
 
 
 
 

 

     
24. Januar

Vorbereitung
Route
Reisebericht
Fotos
Ausrüstung
Statistik
Interview
Furrtaler
Links

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tourbericht Mittelland-Route Nr. 5

Allgemein
Unsere Velotour quer durch die Schweiz bewältigten wir innerhalb einer Woche und dies mit allen Arten von Wetter, welche die sommerliche Schweiz zu bieten hatte. Schon zu Beginn regnete es stundenlang und auch unterwegs waren wir sehr froh um den Regenschutz. Aber Sonnenschein mit über 30 Grad den ganzen Tag, wären genau so hart gewesen.

Für unser Veloabenteuer haben wir die von Veloland empfohlene Familienroute, die Mittelland-Route Nr. 5, ausgewählt. Diese Route führt von Romanshorn nach Lausanne und ist für Familien, aufgrund ihrer Streckenwahl gut geeignet. In den Vorbereitungen hatten wir uns für Etappenlängen von ca. 55 Km entschieden und die genauen Ziele nach den Übernachtungsmöglichkeiten festgelegt. Für uns kamen die günstigen und abenteuerlichen Möglichkeiten Camping und Schlafen im Stroh in Frage. Hotel, Bed and Breakfast und Jugi wären Alternativen gewesen, die wir für Notfälle vorbereitet hatten. Denn den nächsten Übernachtungsort haben wir immer erst am jeweiligen Morgen reserviert, als klar war, dass wir diese Etappe anpacken werden.

Ebenfalls zur Vorbereitung gehörte das Training mit den Jungs, über welches wir in der eigenen Rubrik berichten. Auch das Studieren anderer Reiseberichte im Internet von Familien gehörte zu den Vorbereitungen, genauso wie das Festlegen von Einkaufsmöglichkeiten, Pausen- und Mittagshalte, Sehenswertes, Streckenlänge, Streckenführung und Steigungen. Nicht zu vergessen das rechtzeitige organisieren des Materials. Um es abzukürzen, es gab einiges zu tun und wir hatten manches Wochenende daran gearbeitet. Nicht zu letzt deswegen ging auch alles glatt und wir wurden nicht vor unliebsame Überraschungen gestellt.

Besonders hilfsreich in der Vorbereitung war für uns die Seite von Veloland im Internet. Hier fanden wir viele Antworten auf unsere zahlreichen Fragen. Ebenso hilfreich war der offizielle Routenführer und die Velokarten zur Mittelland-Route die sich auch unterwegs als praktisch erwiesen. Allerdings ist die ganze Strecke von Veloland so gut und deutlich beschildert, dass die Karte nicht zwingend nötig wäre.

Nicht im Detail geplant hatten wir die vielen Kurzpausen um mal auszutreten oder um nach einer Steigung zu verschnaufen und einen Schluck Wasser zu trinken. Mit Kindern im Alter von 12 und 14 sind diese umso wichtiger und wir machten sie daher auch standartmässig. Gute Erfahrung machte ich zusätzlich mit der ehrlichen Kommunikation zur bevorstehenden Strecke. Am Vorabend besprachen wir nicht nur den vergangen Tag, sondern machten auch immer einen Ausblick auf die kommende Etappe. Simon, Fabian und Tobias wussten also, wie lange die Strecke sein würde, wie viele und welche Steigungen kommen werden, wo wir die Pausen und das Mittagessen planten, wie das Wetter sein würde und einiges mehr. So konnten sie sich individuell auch darauf einstellen.

Gut war auch der Entscheid, Materialsäcke mit unterschiedlichen Farben zu gebrauchen. So wusste jeder, dass sich die Unterwäsche im Orangen, die Zahnbürste im Roten, die Kleider im Blauen und die Zweitschuhe im Grünen Sack befanden.

Um noch etwas mehr Spannung in die Etappen zu bringen, machten Simon, Fabian und Tobias unter sich einen Tageschef aus. Der Tageschef hatte die Aufgabe vorne zu fahren und die Gruppe zu führen, das Tempo zu bestimmen, Pausen einzulegen falls ich sie vergass, mit mir die Essenswahl zu treffen und einzukaufen und vor allem die Gruppe wenn nötig zu motivieren. Alle drei machten das grossartig.

Zu den einzelnen Etappen berichten wir nun hier von unseren Erlebnissen und Eindrücken. Wir möchten aber vorneweg nehmen, dass wir keine Kultur- und keine Fotoreise machten, sondern eine ehrgeizige Velotour unternahmen.

Etappe 1
Am heutigen Samstag ging's endlich los und wir konnten die lang ersehnte Tour starten. Das persönliche Material war längst gerüstet und gepackt, aber noch musste das gemietete Equipment in Winterthur bzw. in Romanshorn in Empfang genommen werden. Um 16 Uhr hatten wir alles zusammen und packten unsere Velos am Bahnhof von Romanshorn. Noch am gleichen Abend fuhren wir nach Winden um unser Nachtlager auf dem Zeltplatz der Familie Manser zu beziehen. Um planmässig um 8 Uhr morgens abzufahren, mussten wir bereits am Vorabend anreisen. Der Campingplatz dort ist ein kleines Bijou mit Ausblick auf den Bodensee. Ein voll ausgerüsteter Aufenthaltsraum mit kompletter Küche und Töggelikasten liess die Zeit schnell verstreichen. Auf dieser kurzen Strecke konnten wir bereits die erste wertvolle Erfahrung machen. Wir haben nie mit Gepäck am Velo trainiert! Dies ist eine Unterlassungssünde, denn mit Gepäck ist es noch etwas anstrengender und vor allem, verhält sich das Velo komplett anders.

Strecke: Romanshorn, Salmsach, Steinebrunn, Mittelberg, Winden
Distanz: 12 Km
Dauer: 51 Min.

Etappe 2
Leider hielt sich das Wetter nicht an unseren Zeitplan und liess uns heute bis um 13 Uhr herumsitzen. Starker Regen prasselte während der ganzen Nacht auf unser Zelt herunter, aber das trotzte dem vielen Wasser ohne Probleme. So zog es uns nach dem Frühstück nochmals für eine Runde in den Schlafsack. Als der Regen nach dem Mittag aufhörte, entschlossen wir uns das Material zu packen und die erste Etappe anzugehen. Schnell packten wir alle Taschen, beluden unsere Velos und fuhren ab um möglichst schnell zur Route vorzustossen. Die Strecke führte uns durch viele Weiler und durch Gegenden, die ich bisher nicht kannte. Direkt vor Wil führt die Veloroute einen steilen Weg durch den Wald hoch. Keine Chance hochzukommen mit all dem Gepäck ohne abzusteigen und zu stossen. Auch "händisch" war es noch genügend anstrengend. Doch oben angekommen, gab es erst mal ein Verpflegungshalt. Zum Glück gibt es Tankstellenshops mit Einkaufsmöglichkeiten, denn sonst wäre das an einem Sonntag kompliziert geworden.

Nach der Stärkung radelten wir weiter Richtung Bichelsee. Hier planten wir ursprünglich mal einen Halt zum Baden im gleichnamigen See. Nass wurden wir, aber leider vom Regen der ab hier wieder einsetzte. Doch mittlerweile war das Etappenziel nahe und daher konnte uns der Regen nichts mehr anhaben. Nach der Ortschaft Turbenthal bogen wir links Richtung Wildberg ab und nahmen die Steigung zum Campingplatz souverän im Sattel. Nur die letzten und sehr steilen Meter schoben wir unsere Velos. Um halb acht kamen wir am Etappenziel an und wurden vom Campingwart begrüsst. Er zeigte uns sofort die sanitären Einrichtungen und öffnete für uns nochmals seinen bereits geschlossenen Shop. Endlich konnten wir unser Zelt aufstellen und uns ans Nachtessen machen. Da es immer noch regnete, nutzten wir das Tipi vom Campingplatz um darin auf unserem Gaskocher ein feines Tomatenreis zu kochen. Müde von der erster Etappe und der fortgeschrittenen Zeit bezogen wir danach den Schlafsack.

Strecke: Winden, Muolen, Bischofszell, Wil, Sirnach, Bichelsee, Turbenthal, Wildberg
Distanz: 55 Km
Dauer: 3 Std. 27 Min.

Etappe 3
Der Regen stoppte die ganze Nacht nicht mehr und auch am Morgen hatte er kein Erbarmen mit uns Veloreisenden. Das Spiel vom Vortag wiederholte sich, frühstücken, spielen, Schlafsack. Gegen Mittag wieder Regenunterbruch und wir besprachen uns kurz zum weiteren Vorgehen. Entweder jetzt gehen oder nochmals eine Nacht bleiben. Mit drei zu eins wurde ich überstimmt und wir packten unsere Sachen. Ist aber auch klar, denn immerhin stand heute Abend das eigene Bett in Aussicht, da die Tour genau bei uns zu Hause vorbeiführte. Bis ins Leisental hatten wir eine gute Fahrt mit minimem Gefälle und seltenem Rückenwind. Nach der Unterquerung der Autobahn vor Winterthur kam wieder einmal eine "händische" Strecke bis nach Winterberg. Dafür klärte das zusehends Wetter auf und die Sonne zeigte sich zwischen den Wolken.

Hier auf dem Winterberg stiessen wir auf eine Gruppe Jugendlicher die ebenfalls mit ihren Velos unterwegs waren. Sie hatten kein bestimmtes Ziel, denn ihre knappen finanziellen Mittel begrenzten automatisch den Aktivitätsradius. Ihr Nachtlager durfte nichts kosten und so fragten sie bei den Bauernhöfen nach einer Möglichkeit in der Scheune zu schlafen. Nach einem kurzen Gespräch verabschiedeten wir uns, um uns ein paar Minuten später wieder vor dem Volg in Tagelswangen zu treffen. Wir waren gerade gemütlich beim Stehlunch, als sie uns hier wieder einholten. Einer zog Schnurstracks in den Volg und kam mit einem zwölfer-Karton Bier unter dem Arm wieder heraus, welchen er sofort in seine Veloseitentaschen abfüllte. Tobias war völlig geschockt und konnte das kaum fassen. Ich aber musste nur schmunzeln und dachte, wart du nur, wenn du mal... Sie zog es zwar noch weiter in unserer Richtung, zum Chatzensee, aber wir trafen sie später nicht mehr.
Während der heutigen Etappe passierte uns die einzige technische Panne, einmal sprang eine Kette beim Schalten raus. Doch auf grössere Pannen eingestellt, lösten wir diese innert Sekunden.

Strecke: Wildberg, Kyburg, Winterberg, Bassersdorf, Kloten, Rümlang, Regensdorf, Buchs, Dällikon
Distanz: 49 Km
Dauer: 2 Std. 45 Min.

Etappe 4
Das eigene Bett war bereits nach zwei Tagen Absenz ein Hochgenuss. Zudem nutzten wir die Gelegenheit die Wäsche zu waschen. Noch viel mehr aber, die Gelegenheit die Packung anzupassen. Alles, was die ersten beiden Tage nie gebraucht wurde, musste nun unwiderruflich hier bleiben. So konnten wir das Gewicht des Gepäcks noch etwas reduzieren um uns das Trampen leichter zu machen. Leider hatte ich nicht mit den Folgen gerechnet, die Jungs waren nun aufwärts schneller als ich mit dem schweren Anhänger und demonstrierten mir dies bei jeder Gelegenheit.

Den Aufbruch zur nächsten Etappe konnten wir nun endlich bei strahlender Sonne und warmen Temperaturen in Angriff nehmen. Und das erst noch deutlich früher als bisher, nämlich bereits am Vormittag. In Wettingen legten wir daher bereits eine erste Pause ein, um am Bahnhofskiosk ein Glace zu geniessen. Frisch gestärkt und innerlich abgekühlt ging die Tour weiter durch Baden nach Brugg. In Baden schoben wir unsere Räder freiwillig aus Sicherheitsgründen über die grosse Kreuzung.

Nach der Limmat in Baden überquerten wir in Mülligen die Reuss und in Brugg die Aare. Hier war erstmal der Mittagshalt angesagt. Die Jungs waren dabei übermotiviert und verdächtig aufgestellt. Mir war spätestens jetzt klar, dass uns nur eine technische Panne oder ein Unfall hindern könnte. An ihrer Motivation könnte es defnitiv nicht liegen. Die Weiterfahrt drängte sich auf und nach Auenstein führte unser Veloweg an einem kleinen Schwimmbad vorbei. Die Frage erübrigte sich, klar hatten sie Lust schwimmen zu gehen. Ok, alles klar. Ich passte draussen auf das Gepäck auf und sie kühlten sich ab. 6.- Eintrittskosten für drei Kinder sind ja günstiger als drei Glaces. Zudem ging eine Stunde schnell vorbei und sie kamen frisch erholt und motiviert zurück.

Kurz vor dem heutigen Etappenziel passierten wir bei Erlinsbach die Kantonsgrenze zu Solothurn. Hier deckten wir uns wieder mit etwas Proviant ein, aber immer nur so viel, wie wir auch gerade brauchten. Unter der Woche gibt es genügend Einkaufsmöglichkeiten und daher keinen Grund, unnötig Ware durch die Schweiz zu schleppen. Ab Erlinsbach gings die letzten Kilometer immer aufwärts, doch das wussten wir bereits, weil wir diese Stelle bei der Vorbesichtigung begutachteten. Wie so oft sind die letzten Meter die härtesten und das war auch zum Gugenhof so. Doch dafür lohnten sie sich umso mehr. Hier erwartete uns das einzige Strohlager auf unserer Tour. Dazu viele Tiere auf dem Bauernhof, ein Trampolin und ein feiner zNacht in Form von Rösti mit Bratwurst und Süssmost.

Vom Personal des Bauernhofs wurden wir sofort begrüsst und willkommen geheissen. Bauer Käser, zeigte uns die Dusch- und Schlafgelegenheiten und wo wir unsere Räder unterstellen konnten. Die Dusche musste nicht lange warten, um von uns ausprobiert zu werden und schon kurze Zeit später kam die Bäuerin vom Markt zurück und bereitete sofort das ersehnte Nachtessen für uns zu. Bevor es soweit war, konnten die Jungs noch die Katzen versorgen und natürlich ausgiebig streicheln. Inzwischen erreichte eine zweite Familie den Bauernhof mit ihren Velos und schlief ebenfalls mit uns im Strohlager. Die Kinder spielten zusammen, als wären sie heute noch nicht Velo gefahren, aber das ist ja auch ein gutes Zeichen dafür, dass die Etappe nicht zu anstrengend war.

Strecke: Dällikon, Baden, Mülligen, Brugg, Holderbank, Aarau, Stüsslingen
Distanz: 56 Km
Dauer: 3 Std. 20 Min.

Etappe 5
Punkt halb acht wurde das Frühstück auf der Terrasse serviert. Selber gemachte Butter und Konfitüre, dazu Käse, Aufschnitt und Brot. Letzteres leider nicht selbstgemacht und erst noch vom Vortag. Auch der Kakao löste keinen Jubelschrei bei den Kindern aus, da er sehr wässrig schmeckte. Offensichtlich vergass die Bäuerin den Zucker und entschuldigte sich mehrmals dafür. Mit Zucker gings etwas besser, aber Milch direkt vom Hof müsste meiner Meinung nach besser schmecken, auch ohne Zucker im Kakao. Egal, auf uns wartete ein Sonnentag und eine neue Etappe bis nach Solothurn.

Um 09:45 Uhr verabschiedeten wir uns und fuhren mit unseren gepackten Rädern wieder auf dem Fünfer der Aare entlang. Unterwegs, kurz vor Olten, kamen wir an eine grosse Wehranlage. Hier lag der Duft von frischer Schokolade in der Luft. Ganz offensichtlich musste der Duft von der Chocoladenfabrik Lindt und Sprüngli kommen, die wir vis à vis in einiger Entfernung ausmachen konnten.

In Olten kamen wir einmal mehr durch die Altstadt und hatten sogar dank der alten Holzbrücke die Gelegenheit, schnell die Aare zu überqueren um die Altstadt von der gegenüberliegenden Seite aus anzusehen und einen kurzen Halt zu machen. Schon kurz darauf zog es uns weiter, denn der Tag war noch jung und die Etappe noch lang. In einem längeren Waldstück stiessen wir bei Fulenbach auf eine Waldhütte und beurteilten diese als geeigneten Platz für einen Verpflegungshalt. Schliesslich hatten wir noch 1 Kg frische Kirschen vom Gugenhof im Gepäck. Natürlich mussten wir uns mit den "Chriesistei" messen und schauen, wer damit am weitesten spucken konnte.

Kurz darauf erreichten wir Aarwangen und damit die Hälfte unserer Tour. Dies liessen wir uns nicht nehmen und feierten den Erfolg entsprechend mit Schleckzeugs vom Kiosk. Das war zwar eine nicht besonders nötige, aber dennoch willkommene Motivationsspritze. Nach der Mittagspause führte uns der Fünfer noch etwas der Aare entlang bis nach Wangen und danach neben den SBB-Schienen her bis nach Solothurn. Hier kamen wir um 16 Uhr auf dem TCS Campingplatz an. Der Campingplatz ist ziemlich gross, direkt an der Aare neben dem Schwimmbad gelegen und gut ausgerüstet. Nach dem Einchecken und dem Zeltaufbau zog es die einen zum Schwimmbad und den anderen in die Waschküche. Um das Nachtessen zuzubereiten steht eine praktische Campingküche mit zwei Kochstellen zur freien Benützung zur Verfügung. Während wiederum der eine Risotto kochte, genossen die anderen den bereits etwas vermissten Fernseher im Aufenthaltsraum nebenan. Das Wetterglück der letzten zwei Tage wendete sich nun gegen Abend wie angekündigt wieder gegen uns und liess die ersten Wolken aus Norden aufziehen.

Strecke: Stüsslingen, Olten, Aarburg, Aarwangen, Wangen a./A., Solothurn
Distanz: 57 Km
Dauer: 3 Std. 13 Min.

Etappe 6
Der Tag startete erwartungsgemäss mit Nieselregen welcher gegen den Vormittag immer stärker werden sollte. Allerdings würden wir von unserer Route her genau in die Gegend fahren, welche davon etwas mehr verschont sein sollte. Dies recherchierte ich so in den Wetterprognosen des heutigen Tages. Grundsätzlich wollten wir heute einen Frühstart hinlegen und spätestens um halb acht abfahren um dem heftigeren Teil des Regens noch möglichst auszuweichen. Leider funktionierte das nicht wie wir wollten, denn die Campingplatzreception öffnet erst um acht und am Vorabend realisierte ich das zu spät. Mit fast einer Stunde Verspätung auf unseren Plan machten wir uns also auf den Weg der sechsten Etappe. Schon bald mussten wir feststellen, dass auch das Wetter sich nicht so recht an den Plan halten wollte und schon kurz nach dem Start vom Nieselregen in einen Platzregen wechselte. Unser Regenschutz war dicht, nur die Schuhe wurden dem Wasser ausgesetzt. Da diese aber bereits nass wie ein See waren, beschlossen wir einstimmig noch etwas weiterzufahren bis nach Büren a./A. Auf dem ganzen Weg hierher passierten wir immer wieder Bauernhöfe mit mehreren Storchennestern auf dem Dach. Die Störche wurden hier seit 1948 wieder bewusst angesiedelt.

In Büren a./A. nutzten wir die alte Holzbrücke um einerseits unterzustehen und andererseits einen kräftigen Znüni zu verdrücken. Feines frisches Zwirbelbrot, Schinken, Käse und Erdbeermilch gaben uns Saft und Kraft und liessen uns die nassen Füsse vergessen. Zur Sicherheit vergewisserte ich mich laufend bei den Jungs, dass keiner am frieren war. Wir mussten nicht allzu lange warten, bis sich der Regen etwas legte und wir konnten nach kurzer Zeit weiterfahren. Schon kurz vor Biel war das Wetter sogar so gut, dass wir unseren Regenschutz ausziehen konnten und trocken bis nach Sutz-Lattrigen weiterfuhren. Da es klar war, dass die heutige Etappe die längste sein würde, bedurfte es auch einer Sonderration Motivation und da die Veloroute hier direkt an der Gartenterasse eines Restaurants vorbeiführte, war die Einkehr nur eine logische Schlussfolgerung. Für Simon, Fabian und Tobias gab es ein kühles Glas Citro und für mich einen Kaffee (der während der ganzen Woche deutlich zu kurz kam).

Da der bisherige Feldweg entlang der Aare und dem Bielersee vom Regen aufgeweicht war, hinterliess das entsprechende Spuren an unseren Rädern und Kleidern. Tja, aber auch das gehört dazu und zudem kann das einfach wieder gereinigt werden. Bis nach Gampelen am Fuss des Jolimont-Molassehügels führt die Mittellandroute auf einer wunderschönen Strecke den Bielersee entlang. Da wir bereits in Cudrefin auf dem Campingplatz angemeldet waren, mussten wir uns nicht so sehr beeilen und genossen daher in Gampelen das Lebensmittelgeschäft an der Hauptstrasse für den Mittagshalt. Da wir warten mussten, bis der Laden nach dem Mittag wieder öffnete, nutzten wir die Gelegenheit um bei der Landi nebenan unsere Velos mit dem Schlauch abspritzen. So ging mal der erste Dreck wieder weg.

Den Früchtestand einer Bäuerin in Cudrefin konnten wir natürlich auch nicht links stehen lassen ohne etwas zu kaufen. Feine Brombeeren und Kirschen versüssten uns die lange Etappe und den letzten Kilometer zum Campingplatz. Von seiner Grösse waren wir beeindruckt, allerdings war auch der Preis für die Übernachtung genügend gross. Immerhin durften wir aber unser Zeltlager direkt am Ufer des Neuenburgersees aufstellen und das genossen wir auch sehr. Als wir hier um 17 Uhr ankamen, zählte unser Velocomputer bereits 75.5 Kilometer. Damit wurde die Etappe um 11 Km länger als vorausberechnet, was so definitiv nicht beabsichtigt war. Doch wir hatten ja ein entsprechendes Training in der Vorbereitung absolviert und da die heutige Etappe ebenfalls ziemlich flach war, hatten wir kein Problem damit. Zudem entschädigte uns das Bad im See wieder für alles. Nach der gründlichen Materialreinigung und dem Ausstopfen der nassen Schuhe stand bereits wieder das Nachtessen auf dem Plan. Tobias wünschte sich heute Penne Bolognese mit Reibkäse.

Strecke: Solothurn, Büren a./A., Nidau, Lüscherz, Erlach, Gampelen, Ins, Cudrefin
Distanz: 75.5 Km
Dauer: 4 Std. 08 Min.

Etappe 7
Wir wussten bereits von unserer Wetterfee Andrea, welche uns täglich am Telefon mit den Wetterdaten versorgte, dass der gestrige Tag der letzte Regentag auf unserer Tour war. Das liess uns die letzten beiden Etappen mit Freude angehen. Damit Fabian und Tobias noch etwas länger liegen bleiben können, gingen Simon und ich alleine einkaufen. Mit frischem Baguette, Appenzeller Käse und Speck kamen wir zurück und genossen ein herrliches Frühstück am Neuenburgersee. Die aufgeschütteten Steine im Bootshafen des Campingplatzes nutzten wir um so weit wie möglich trockenen Fusses in den See hinaus zu laufen. Dabei sahen wir drei Ringelnattern die sich auf den Steinen sonnten. Allerdings verzogen sie sich blitzschnell als wir bis auf zwei Meter näher kamen. Wettermässig stimmte es heute perfekt, angenehme 22 Grad luden zur Weiterfahrt ein. Einzig der Wind kam aus Südwest und das bedeutete für uns Gegenwind.

Nach Cudrefin erwarteten uns zuerst einige Steigungen auf die Hügel, denn leider führt der Veloweg nicht unmittelbar am Seeufer vorbei. Aber mittlerweile waren wir erprobte und durchtrainierte Velofahrer und liessen uns davon nicht mehr erschüttern. Während Fabian sich auf die Hügel freute, waren sie für Tobias eher ein Graus. Aber auch Tobias hat alle Steigungen mit Bravour geschafft. In der Region von Forel fuhren wir an interessanten Häusern vorbei. Sie sahen aus wie Ufos, komplett rund ohne eine einzige gerade Fläche. Wie die wohl die Möbel aufstellen in diesen Häusern?

In Estavayer-le-Lac führte uns der Veloweg mitten durch die wunderschöne Altstadt. Allerdings interessierte das ausser mir nicht so viele, wofür ich Verständnis aufbringen konnte. Zwischen Yvonand und Yverdon-Les Bains wurde die Luft plötzlich feucht und warm. Ein deutliches Anzeichen für die Sumpflandschaft Champ-Pittet. Nach der Durchfahrt durch die ebenfalls beeindruckende Altstadt von Yverdon-Les Bains interessierte uns nur noch das heutige Etappenziel, der Campingplatz von Orbe. Diese letzten Kilometer wollten einfach nicht vorbeigehen, aber schliesslich schafften wir es. Ein kleiner, wunderschöner Campingplatz in einem Wäldchen am Stadtrand von Orbe. Ein älteres und absolut hilfsbereites Ehepaar leitet den Campingplatz. Unkompliziert erfüllten sie alle Wünsche. Weil es keine einzelnen Waschmittelportionen mehr hatte, öffneten sie kurzerhand eine grosse und rechneten den Preis runter. Sogar ihren eigenen Laptop wollten sie mir zur Verfügung stellen, weil ich mich nach einen Internet Anschluss erkundigte.

Einmal mehr, zum letzten Mal auf unserer Tour, vergnügten sich die Jungs im Schwimmbad welches gleich neben dem Campingplatz lag und für uns freien Eintritt gewährte. Ich gönnte mir ziemlich genau den zweiten Kaffee auf unserer Velotour, studierte die Karte und schrieb im Tagebuch und war damit auch zufrieden. Später, während die Jungs das Zelt einrichteten, wusch ich in den sehr schönen und sehr sauberen sanitären Anlagen unsere Kleider. Das anschliessende Nachtessen wurde schon unterwegs von uns festgelegt. Da es das letzte Abendessen unterwegs war, sollte es etwas spezielles sein. Die Wahl des Tageschefs fiel auf chinesische Nudeln mit Pesto rosso und zum Nachtisch Pfirsiche.

Strecke: Cudrefin, Portalban,Estavyer-le-Lac, Yvonnaud, Yverdon-Les Bains, Orbe
Distanz: 62.5 Km
Dauer: 3 Std. 44 Min.

Etappe 8
Die letzte und kürzeste Etappe stand auf dem Plan. Wir entschlossen uns früh morgens aufzustehen und loszufahren, um nicht erst spät am Abend nach Hause zu kommen. Bereits um halb sieben kamen wir aus den Federn und standen auf. Da ich selber schon früher wach war, hatte ich das meiste bereits gepackt. Nach den üblichen Morgenritualen und dem Zeltabbau fuhren wir um halb Acht los zum nahen Coop von Orbe. Hier gabs noch ein leckeres Frühstück und damit genügend Energie für die bevorstehende Schlussetappe. Ein wunderschöner Sonnenaufgang deutete das zu erwartende Wetter von heute an. Leider nochmals mit dem unnötigen Gegenwind.

Die letzten Hügel mussten wir noch nehmen um in Gollion eine verdiente Pause unter den schattigen Bäumen der Auberge Communale zu machen. Von hier aus genossen wir einen herrlichen Blick auf die französischen Alpen. Vom Stadtrand von Golion aus konnten wir sogar einen kleinen Teil des sehnlichst erwarteten Genfersees erblicken. Trotzdem warteten aber noch ca. 20 Km Strecke auf uns. Um 12 Uhr wollten wir das Ziel, den Genfersee, erreicht haben. Um 12:17 schafften wir es und feierten auf der Wiese vor dem olympischen Museum den erfolgreichen Abschluss unseres Sommerprojektes 08.

Was Simon, Fabian und Tobias nicht wussten, die ganze Zeit schon hatte ich für sie ein selbst kreiertes Finishershirt im Gepäck mitgeführt. Es zeigt auf dem Rücken eine Karte mit der zurückgelegten Mittellandroute und die grösseren Ortschaften auf unserer Tour. Dies überreichte ich ihnen hier als Anerkennung und Erinnerung für ihre enorme Leistung, welche sie in dieser Woche - ohne auch nur einmal zu murren - erbracht hatten.

Die Fahrt zum Bahnhof Lausanne war nun noch der Dessert. Die allerletzte Steigung, dafür eine heftige, galt es noch zurückzulegen. Nach dem Mittagessen und der Rückgabe der Velos am Bahnhof konnten wir den Zug mit dem restlichen Gepäck besteigen und den Heimweg glücklich und erschöpft antreten.

Strecke: Orbe, La Sarraz, Penthalaz, Gollion, Bussigny, Echandens, St.-Sulpice, Lausanne
Distanz: 48 Km
Dauer: 2 Std. 52 Min.

Mannschaftsinterview
Wie hast du die Velotour erlebt?
Tobias: Ich habe viele Abenteuer und Erlebnisse sammeln können. Die Tour hat mir sehr gut gefallen

Wir haben im Zelt übernachtet. Was hat dir am besten gefallen?
Fabian: Dass wir genug Platz hatten und es keinen Streit wegen den Schlafmatten gab.

Mit dem Gaskocher haben wir selber unser Essen gekocht. Wie fandest du das?
Simon: Ja ich finde das gehört zum campen. Wir sind ja zudem nicht verwöhnt. Das Risotto fand ich persönlich am besten.

Einmal schliefen wir im Stroh. Wie war dieses Erlebniss für dich?
Tobias: Das war neu für mich. Ich musste zuerst den Schlaf etwas suchen und fand auch die Unterlage trotz Stroh etwas unbequem.

Welche Etappe war am strengsten für dich?
Fabian: Die 1. Etappe, als wir die Velos in Romanshorn holten. Weil wir spät am Nachmittag unterwegs waren.

Drei Tage fuhren wir im Regen. Wie was das?
Simon: Es war anders, nicht so gemütlich und lustig. Aber es ging auch gut. Es war etwas kalt aber nur kurz und nur in den Pausen.

Würdest du nochmals eine so lange Velotour machen?
Tobias: Ja
Fabian: Ja, sogar noch eine längere
Simon: Ja aber nicht mehr die gleiche

Das meinte "der Furttaler" dazu:

nicht ganz fehlerfrei geschrieben, aber dennoch aufmerksam!

nützliche Links
Campingplätze
Campingplatz Manser
Rent a bike
Schlafen im Stroh
SlowUp
Swiss fun rent
Veloland
VeloPlus

nach oben