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6. Juni

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pfingsten auf dem Velosattel

Die viertägige Tour mit dem Tourenvelo haben wir schon Wochen im Voraus geplant und wir wurden mit schönstem und heissestem Wetter, ca. 33 Grad, belohnt. Bepackt mit je zwei Velotaschen ging es am Freitagmittag in Steffisburg los. Das erste Tagesziel war das Rothuus zwischen Marbach und Wiggen im Entlebuch. Die Veloroute Nr. 4, "Alpenpanorama-Route", führte uns entlang auf der verkehrsärmeren Strasse in die Höhe. Schon kurz nach dem Start warnte uns die Hinweistafel von Veloland, dass die Strecke 600m auf 17km steigt, bis zum höchsten Punkt, dem Schallenberg mit 1168 M.ü.M. Landschaftlich eine schöne Strecke, führt vorbei an frischen Heufeldern und durch viele ländliche Orte, bis auf auf den Schallenberg Pass. Der Restaurantterrasse mussten wir nach den erlittenen Strapazen dringend einen kurzen Besuch abstatten.

Frisch gestärkt ging es rasant runter nach Schangnau und noch ein kurzes Stück weiter, bis zum Rothuus, unserem B&B für heute. Hier wurden wir bereits von den holländischen Gastgebern erwartet und sofort mit einem erfrischenden Drink bedient. Der tat ebenfalls gut nach dieser Velofahrt.

Nach kurzer Pause fuhren wir zum z'Nacht noch nach Wiggen. Dies war jedoch ein Entscheid, den wir mangels geeigneten Restaurants rasch bereuten. Es gab nur aufgetautes und frittiertes in Wiggen, leider.

Tagesleistung: 40km, 803Hm, 3Std.
Strecke: Steffisburg - Fahrni - Schallenberg - Schangnau - Marbach - Wiggen - Marbach

 

Der zweite Tag führte uns zurück nach Schangnau um kurz vorher links weg nach Kemmeriboden Bad einzuschwenken. Eine verkehrsarme und landschaftlich sehr schöne Etappe um auf dem vierer nach Sörenberg zu kommen. Die berühmten Merrinque lockten extrem, aber im Wissen, dass sie dann schwer im Magen liegen würden, verzichteten wir schweren Herzens. Die Strecke nach Sörenberg war nicht so steil wie erwartet. Nur einmal mussten wir die Velos kurz stossen, weil auf dem kurzen steilen Feldweg die Räder durchdrehten. Eine wunderbare Strecke die wir mit Wanderern und anderen Velofahrern teilten.

Obschon wir erst am frühen Vormittag aufbrachen, waren wir bereits um 13 Uhr in Sörenberg, unserem Etappenziel von heute, angekommen und noch kein bisschen müde. Sollen wir nun herumliegen und morgen dann die grosse Etappe machen, oder bereits noch einen Teil der morgigen Etappe in Angriff nehmen? Letzteres gewann, wir beschlossen heute noch bis Lungern, am gleichnamigen See, zu fahren und traten nach einer Mittagspause erneut in die Pedalen. Wir machten uns daran den Glaubenbielenpass und nochmals 500 Höhenmeter zu erklimmen. Die Strasse war nun nur noch 1 ½ Fahrspuren breit und es hatte sehr viele Motorräder auf der Strecke. Das Pfingstwetter war heute besonders heiss und der Pass wollte einfach nicht näher kommen. Kurz unter dem Pass sass dann ein einheimischer Honigverkäufer der meinte, es seien nur noch 40 Höhenmeter. Vis à vis ein Holzhäusschen mit lokalen Fleisch- und Käse-Produkten. Swissness in Reinkultur, ausser der Verkäuferin, sie kam aus dem grossen Kanton ennet dem Rhein.

Die Aussicht vom Pass (1611 M.ü.M.) auf den Sarnersee ist gigantisch. Und die nun vor uns liegende lange Abfahrt nach Giswil, macht den Velofahrer glücklich. Sonnenbrille auf und Mund zu, denn es hat viele Mücken und Fliegen unterwegs und dann ab die Post. Bis kurz vor Giswil die Strasse nach Bürglen abzweigte, wurden nur die Bremsen strapaziert. Hier verliessen wir den vierer und bogen auf die Veloroute 9, die "Seen-Route", ein. Ein kurzer Halt um zu verschnaufen und die letzten 200 Höhenmeter bis nach Bürglen OW, zurückzulegen. Irgendwann am Abend kamen wir im Hotel an, stehend k.o. aber froh, über die heutige, riesige Leistung.

Tagesleistung: 52km, 1412Hm, 5Std.
Strecke: Marbach – Kemmeriboden Bad – Salwidili – Sörenberg – Glaubenbilenpass – Bürglen OW – Lungern

 

Der dritte Tag wurde nun dank der gestrigen langen Etappe kürzer, bzw. wir passten das Etappenziel natürlich an auf Unterseen bei Interlaken. Der Tag begann hinter dem Hotel mit einer Steigung von streckenweise bis zu 14%. Alles auf einspurigen Feldwegen den Geleisen entlang und dank den Bäumen immer im Schatten. Bei der Burgkappelle kamen wir mit einer 87 jährigen einheimischen Bäuerin ins Gespräch. Sie erklärte uns sofort die Aussicht auf den Lungernsee, in welchem Haus sie aufwuchs und was es bedeutete, hier oben früher als Bäuerin fünf Kinder aufzuziehen. Der Mann war monatelang mit dem Vieh auf der Alp und sie war dann alleinerziehend und musste sich neben Hof und Kinder noch um die pflegebedürftige Schwiegermutter kümmern. Das war ein anderes Leben, aber ihr Lebensmotto war und ist: Nicht gegen den Strom schwimmen.

Unsere Velotour ging weiter, weiter hoch auf den Brünigpass, wo gerade ein grosses Oldtimertreffen stattfand. Die Zuschauer winkten auch uns zu, als nach Tin Lizzy, Bentley und Rolls Royce zwei Velofahrer kamen. Die Radstrecke führte nur während einem kurzen Stück auf der Autostrasse, um dann auf dem Pass links abzubiegen und später auf einer steilen Nebenstrasse nach Meiringen runterzufahren. Die ist allerdings nur anfangs geteert, später hat sie Kies. Das mussten auch drei Rennvelofahrer spüren, die das nicht wussten.

Ab Meiringen führte die Veloroute (endlich) flach entlang der Aare bis zum Brienzersee, aber leider immer noch an frisch gemähten Heuwiesen vorbei. Meine Pollenallergie lässt grüssen. Brienz war wegen dem Oldtimertreffen teilweise für die Autos abgesperrt, was uns Velofahrer zusätzlich freute, denn die schönen Häuser in Brienz sind eine Besichtigung wert.

Für die Weiterfahrt verliessen wir nun die offizielle Veloroute um auf der rechten Seite des Sees zu fahren. Diese ist schön flach und nicht stark befahren. Der Brienzersee schrie förmlich nach einem Bad und das zogen wir in Ringgenberg, bei einem lauschigen Plätzchen auch ein.

Die letzten paar Km bis zu unserem B&B führten mitten durch Interlaken nach Unterseen. Für einen Moment kam das Gefühl auf, in einer anderen Welt zu sein. Die Touristen waren heute eindeutig in der Überzahl. Nun denn, auch wir schossen das obligate Foto von Eiger, Mönch und Jungfrau. Den Rest des Abends und vor allem den Apéro genossen wir auf unserem eigenen Balkon mit Blick auf eben diese berühmte Berge.

Tagesleistung: 43km, 544Hm, 3Std. 45Min.
Strecke: Lungern – Brünigpass – Meiringen – Brienz – Unterseen

 

Der letzte Tag ist angebrochen und die Strecke hatte ausnahmsweise mal nur 260 Höhenmeter. Wir konnten es gemütlich angehen, diesmal auf der Veloroute Nr. 8, die "Aare-Route" bis zurück nach Steffisburg. Unsere Erfahrung von heute machten wir gleich zum Start. Die Velorouten sind so gut beschildert, dass man ihnen vertrauen sollte. Wir wollten dies in Interlaken nur einmal nicht beachten und landeten prompt auf einer Landzunge in der Sackgasse. 4km haben wir vergebens zurückgelegt, aber dafür eine sehr schöne Gelegenheit für ein Morgenbad im Thunersee gefunden.

Doch das Malheur war schnell behoben und wir wieder auf dem offiziellen Veloweg. Die letzten Km, die letzten Höhenmeter und immer noch diese Hitze. Unsere Beine liessen uns schon lange spüren, was wir an Pfingsten leisteten.

Wieder führte die Route durch idyllische Wäldchen und schöne Ortschaften, mal direkt am Thunersee, mal eher mehr im Land und ab und zu unterquerten wir die Autobahn. Doch Thun kam näher und wir konnten noch seelenruhig mitten durch die schöne Stadt pedalen. Das dahinterliegende Steffisburg war schnell erreicht und unser strapazenreicher Ausflug war zu Ende. Geblieben sind die Eindrücke, die Fotos, viele schöne Erlebnisse und auch ein bisschen Muskelkater.

Tagesleistung: 40Km, 263Hm, 2Std. 45Min.
Strecke: Unterseen – Spiez – Allmendingen – Thun – Steffisburg

Total: 175 km und 3022 Höhenmeter

 

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