24. Mai

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach den Blaumeisen die Kohlmeisen

Im Winter des letzten Jahres bastelten wir im Rahmen unseres Projekts „Vögel in der Schweiz“ drei Nistkästen. Alle drei wurden im darauf folgenden Frühling von Meisen belegt. Mindestens derjenige in unserem Garten, von Blaumeisen. Wir haben darüber bereits berichtet.

Ziemlich gespannt warteten wir die diesjährige Saison ab, um die Vögel wieder bei der Aufzucht zu beobachten. Die dafür übliche Zeit März/April war allerdings eher kalt und nass. Dass wir sie da nicht sichteten, schoben wir dem Wetter zu und nahmen an, dass sie noch zuwarten.

Weit gefehlt, denn als wir sie Anfangs Mai das erste Mal beim Anflug auf den Nestkasten beobachteten, waren sie längst eingezogen und am brüten. Schon kurz darauf sind die Jungen aus ihren Eiern geschlüpft und wurden von den fleissigen Eltern aufgezogen. Aufgrund unserer Beobachtungen und den Angaben der Vogelwarte Sempach, können wir von diesen Daten ausgehen:

Nestbau ab 15. April
Brut gelegt ca.: 22. April
Brut ausgeschlüpft ca.: 6. Mai
Ausgeflogen am: 24. Mai

Dieses Jahr waren die Kohlmeisen offenbar schneller und belegten das Nest für sich. Auch ok, wir sind da nicht so wählerisch, Hauptsache ein Vogel ;-). Bei der Fütterung konnten wir zwischen den Blau- und Kohlmeisen keine Unterschiede feststellen. Nach dem sie geschlüpft waren, flogen die Elternvögel von frühmorgens bis abends im Halbminuten Takt zwischen Nistkasten und Tannen hin und her und schleppten Futter an. Dabei organisierten sich so, dass immer nur einer ins Nest einflog und der andere in dieser Zeit wartete. Immer wenn ein Elternvogel im Kasten ankam, war lautes Gezwitscher der Jungen zu hören. Sie müssen sich den Eltern präsentieren und im Nest herrscht der übliche Verdrängungswettbewerb. Das angeschleppte Futter ist knapp und reicht nicht für alle. Die Jungvögel reissen ihre kleinen hellgelben Schnäbel auf und zwitschern so laut es geht mit dem Ziel das Futter abzubekommen. Der stärkste überlebt, dem schwächeren bleibt das Nachsehen, bzw. er kommt um das Futter, bis er zu schwach ist und stirbt. So brutal ist das in der Tierwelt, nur die starken überleben.

Am Samstag gelangen mir noch interessante Beobachtungen und Fotos der Kohlmeisenfamilie. Und der baldige Auszug aus dem Nistkasten zeichnete sich ab. Die Jungvögel streckten schon neugierig die Köpfe aus dem Nistkastenloch und erkundigten die Welt. Was sie ihnen wohl zu bieten hat? Teilweise blieb ein Altvogel im Nistkasten während der andere Futter anschleppte. Wohl um zu verhindern, dass die Jungen zu voreilig aus dem Nest ausfliegen. Am Sonntag war es dann aber definitiv soweit.

Ich kam am späten Nachmittag gerade nach Hause, als ich auf den Tannen vor der Küche intensives und lautes Gezwitscher hörte. Es klang völlig anders als dasjenige welches wir von den Elstern, Staren und anderen Vögel kennen, die sich regelmässig darin aufhalten.

Schon nach kurzer Zeit sah ich wie eine Kohlmeise aus dem Geäst herausflog um gleich vis à vis auf der 10m entfernten Tanne wieder zu landen. Kaum war sie angekommen, zwitscherte sie laut und darauf hin flog eine Kohlmeise um die andere ihr nach. Als alle da waren, ging es wieder zurück, immer begleitet von lautem Gezwitscher. Ich zählte dabei 6 Jungvögel die deutlich an ihrem noch ungeübten Flugstiel zu erkennen waren.
Bis am Abend waren sie noch in den Tannen zu hören, dann machten sie sich davon. Wer weiss, wenn von nun an eine Kohlmeise bei uns im Garten landet, es könnte eine von ihnen sein.

 

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