15. März

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der höchste Kirchturm der Welt...

...steht in Ulm DE und ist 161.53m hoch. Die ersten 142m davon kann man (wir auch) besteigen und muss dafür ziemlich genau 768 Treppenstufen zu Fuss hochgehen. Die Treppe ist eine sehr schmale Wendeltreppe und muss mit den entgegenkommenden geteilt werden. Interessanterweise wurde der Westturm aber erst Ende des 19. Jahrhunderts vollendet, obwohl seit 1400 Pläne dazu bestanden. Oben angekommen geniesst man einen herrlichen Blick über das weite Gebiet von Ulm. Das Ulmer Münster hat aber noch viel mehr zu bieten als den grössten Kirchturm der Welt.

Das Westportal wird von zahlreichen Figuren geschmückt die einiges zu erzählen haben von der Erschaffung der Welt und vom Sündenfall. Die Komplette Kirche ist (typischerweise) von Westen nach Osten ausgerichtet. Der Deckel über der Kanzel sieht dem Kirchturm ähnlich und hat nebst der Funktion, den Schall nach unten zu leiten, auch noch eine Wendeltreppe in sich. Diese führt zu einer zweiten, kleineren Kanzel auf der der unsichtbare, himmlische Prediger seinen Platz hat. Unter einem mächtigen Baldachin findet sich der Taufstein aus dem Jahr 1474. Seine dreieckige Form erinnert an die Taufe des dreieinigen Gottes (Vater, Sohn und den heiligen Geist). Das Taufbecken wird von einem massiven goldenen Hut bedeckt.

Aber auch abseits der Kirche gibt es vieles zu bestaunen. Natürlich hat sich heute der Markt auf dem Kirchplatz aufgedrängt. Allerlei regionales Gemüse und Blumen wurde von den Marktfahrern feil geboten. An einem Stand mit vielen Ziegenkäsespezialitäten roch es fantastisch und am nächsten lockte das farbenfrohe Blumenmeer. Immer wieder taucht in Ulm der Ulmer Spatz auf, der eine historische Bedeutung für die Grossstadt hat. Dieser soll nämlich den Ulmern einst gezeigt haben, wie sie die auf einem Wagen quer liegenden Baumstämme für den Dachstuhl des Münsters durch ein enges Stadttor transportieren könnten. Ein Spatz der einen langen Halm quer im Schnabel trug, drehte ihn beim Einflugsloch zu seinem Nest der Länge nach und kam problemlos durch das enge Loch. Eine Legende zwar mit Hang zu den Schildbürgern, aber dafür eine originelle und schöne. Die Ulmer wissen immerhin diese zu vermarkten. Was machen wir aus Wilhelm Tell, ausser dem Denkmal in Altdorf?

Besonders einladend ist das Fischer- und Gerberviertel gleich in der Nähe des Münsters. Wunderbare Fotomotive gäbe es hier bei schönem Wetter. Allerdings fehlte uns das, doch auch so konnten wir einige Gebäude festhalten. Ein Quartier in dem handwerksbedingt viel Wasser um die Häuser fliesst und das eine oder andere Wasserrad zu sehen ist. Ein klein wenig erinnert es an Venedig. Ein klein wenig...

Mit der Strassenbahn erreicht man einen weiteren sehenswerten Höhepunkt, das ehemalige Benediktiner Kloster Wiblingen als barocke Anlage. Das Kloster wurde 1093 erbaut und bis 1806 als Kloster genutzt. Dannzumal musste es im dreissigjährigen Krieg von den Mönchen verlassen werden. Hier haben wir uns schon von zu Hause aus für die Führung "ora et labora" angemeldet. Unter fachkundiger Führung konnten wir das beeindruckende Kloster besichtigen. Besonders die Klosterkirche und die Bibliothek hat uns dabei imponiert, aber wen wunderts. Allein an der Bibliothek wurde 20 Jahre gearbeitet bis zur Vollendung. Architektonisch hat der Sonnenkönig Louis IX und François Mansart seine Abdrücke beim Dachstuhl hinterlassen. Ob davon der Ausdruck Mansardenzimmer stammt?

 

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