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16. August

Erfahrungen
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Velotour Furttal - Wien - Prag - Dresden - Heidelberg

Teil Prag - Dresden - Chemnitz - Bamberg - Schweinfurt - Heidelberg
Endlich sah ich die Moldau. Es war ein bewegender Moment, denn vor mehr als 20 Jahren hatte mir das Werk "Die Moldau" von Bedrich Smetana, den Zugang zur klassischen Musik eröffnet. Seither träumte ich davon, einmal die Moldau zu sehen. Ein sehr schöner Fluss der durch schöne Landstriche und Täler führt.

Zeitig am Morgen des 30. Juli machte ich mich wieder auf den Weg durch Prag und suchte den Ausgangspunkt für den Radweg entlang der Moldau. Ich entscheide mich für die Troja Brücke beim Bahnhof Prag-Holeschowitz. Wie sich dann herausstellte, eine ganz neue, moderne und wunderschöne Brücke die letztes Jahr, genau an meinem 50. Geburtstag eingeweiht worden war.

Der Moldauradweg ist beschildert, je nachdem als Radweg 2 oder 7. Aber eigentlich war das nicht nötig. Einfach immer der Moldau entlang. Es war noch früh am Morgen, aber erste Inline Skater und Radfahrer waren bereits unterwegs. Im eigens dafür gebauten Slalomkanal, trainierten bereits die ersten Kajaker. Der Radweg war recht angenehm und schön, wechselte aber schon bald zu einem Single Trail und wurde zwischen Rez und Dolanky, dann stellenweise auch etwas gefährlicher. Wobei gefährlich lediglich bedeutete, dass ein ca. 30-40cm breiter Trail auf einem ca. 1.50m breiten Trasse, sich 5m über der Moldau befand. Zur Moldau ging es senkrecht eine Wand runter und wer hier runterstürzt musste sein Rad abschreiben. Mit der nötigen Konzentration liess sich dieser Abschnitt jedoch problemlos fahren. Später wurde der Radweg wieder geteert und wechselt mit allen Materialien immer mal wieder ab. Auch Steine und Feldwege mit Schlaglöchern standen zur Verfügung, daher sind gute Reifen empfehlenswert.

Kurz bevor die Moldau in die Elbe einmündete, kam im Raum Zalezlic ein kleiner Fährbetrieb. Den sollte man unbedingt für die Übersetzung ans andere Ufer benutzen. Wer diesen ignorierte wie ich und viele andere (der Fährmann war aber auch nicht da!), wird später sein schweres Rad über eine Treppe auf eine hohe Brücke tragen müssen. So geschehen und zwei Holländer und ich packten unsere Räder gemeinsam, Stück für Stück, zuerst hoch und dann auf der anderen Seite wieder runter.

Da diese Etappe ziemlich flach und mein Ziel Üsti nad Labem war, fuhr ich an diesem Tag stolze 140km. Kurz vor Üsti machte ich aber nochmals in einem Gartenrestaurant Halt und genoss ein herrlich kühles Radler. Mangels Camping buchte ich auch gleich noch schnell ein Zimmer in einer Pension und fuhr dann wieder los. In Üsti nad Labem angekommen holten mich zwei Biker ein und sprachen mich an welche Pension ich suche. Ich erinnerte mich, dass ich sie im Gartenrestaurant an einem anderen Tisch wahrgenommen habe. Sie drängen sich mir ziemlich auf und wollen mir den Weg unbedingt dahin zeigen. Mir wurden sie ein bisschen zu aufdringlich und daher hielt ich plötzlich an und blieb stehen. Aber sie kamen zurück und forderten mich auf ihnen zu folgen. Tatsächlich, sie führten mich genau zu meiner Pension und verabschieden sich dann von mir. Gastfreundschaft pur und ich hatte ihnen misstraut.

Am anderen Tag ging es weiter und alles war wie immer in den letzten Tagen. Die Beine waren gut spürbar, mein Dauerfreund der Gegenwind war auch schon da, die Sonne sowieso aber trotzdem musste es weiter gehen. Kurz nach der Abfahrt traf ich die beiden Holländer von der Brücke wieder. Sie waren trotz ihrem Alter, was ich auf ca. 55-60 schätze, recht flott unterwegs.

Nach Dolni Zleb dann ein historischer Moment, ich kam wieder auf deutschen Boden. Für den Radweg änderte sich deswegen nichts. Ausser einem ziemlich holprigen Stück Single Trail mit Wurzeln, Steinen und Löchern. Immerhin sollen diese 3km bis Ende Jahr auch geteert werden. Nach Bad Schandau ging es recht zügig und ich kam schon bald auf dem Camping Mockritz in Dresden an. Ein schöner Campingplatz mit guter Busanbindung nach Dresden. Ich kam hier einmal mehr mit verschiedenen Reisenden ins Gespräch und wir tauschten uns aus. Spannend, wer welche Reisepläne hatte. Ein Ruhetag mit Abstecher nach Dresden war mein Plan. Ich konzentrierte mich aber auf die Frauenkirche, da ich einerseits erst vor ein paar Jahren hier war und diese Kirche mich immer wieder fasziniert. Leider gab es aber auch auf dem Camping Mockritz Schnarchler im Nachbarszelt und auch immer wieder Leute, die nicht wissen was Nachtruhe bedeutete.

Nachdem ich in Dresden wieder aufgebrochen war, stand mir die Strecke durch das Erzgebirge bevor. Am liebsten wäre ich eigentlich in den Zug gestiegen und heimgefahren, aber ich hatte mir nun mal Radfahren zum Ziel gesetzt. Also kämpfe ich gegen meine mentalen Wiederstände und den Gedanken an das Erzgebirge. Obwohl es ständig rauf und runter ging und ich bis Chemnitz auch auf 1200hm kam, war es nicht ganz so schlimm und Gebirge war doch eher etwas übertrieben. Zur Belohnung landete ich in Chemnitz auf einem schönen Camping mitten im Wald. Der Camping Rabenstein mit seinem originellen Platzwart. Er erinnerte mich ständig an Wolfgang Stumph und die TV Serie, Salto Postale. Das lag zum einem an ihm selber aber auch an seinem wunderschönen sächsischen Dialekt. Auf jeden Fall bestand er darauf mit mir ein Bier zu trinken und etwas zu reden. Am Morgen servierte er mir noch das bestellte Camperfrühstück und beim auschecken stellte ich dann fest, dass dies mit 14 Euro der günstigste Zeltplatz auf der ganzen Tour war.

Die weitere Tour führte nach Plauen am Stausee und dann nach Hof. Unterwegs wieder ständig Umleitungen wegen Strassenarbeiten, aber ich nahm das schon gar nicht mehr ernst und fuhr dennoch durch. Meistens gab es für Fussgänger einen abgesperrten Weg und sonst kam man mit Fragen und nettem Lächeln mitten durch die Baustelle. War dann der Bauführer selber ein begeisterteter Tourenfahrer, kam man problemlos durch.

Bis ich in Hof ankam, hatte ich zwar erst 35km geschafft, aber schon 500hm und zwei Baustellen hinter mir. Es war extrem heiss und meine Beine gaben mir klar zu verstehen, bis hierher und nicht weiter. Sie taten weh und waren kraftlos. So entschloss ich mich heute schon um 11 Uhr Schluss zu machen und in Hof zu bleiben. Ich quartierte mich im Hotel Strauss ein und mein Rad bekam einen Extraplatz in der alten, ausgedienten Bar. Am Nachmittag konnte ich noch kurzfristig bei Gäu Nuad Thai zur Massage.

Hotel und Massage waren sensationell und ich kam am anderen Tag wieder richtig auf Touren. Eine grosse Etappe schaffe ich (138km) und konnte so die kurze Etappe vom Vortag wieder gut machen. Nun ging ein grosses Stück meiner Tour dem Main entlang. Wieder ein Flussradweg, viele Leute aber gutes Vorwärtskommen. Man grüsst sich wieder während dem Fahren und beim Halt in Schweinfurt, kam ich rasch ins Gespräch mit einem älteren Herrn vom Nebentisch. Er gab mir gute Tipps zu Schweinfurt und lud mich zum Espresso ein. Aufgrund der Hitze wär ein Bier besser gewesen, aber ich hatte den Espresso und das angenehme Gespräch ebenfalls sehr geschätzt.

Schweinfurt war mir sofort sympathisch, wobei das nicht schwierig war. Auf dem Marktplatz startete am Abend das grosse Weinfest mit Livemusik und Ansprachen der aktuellen Weinprinzessin von Schweinfurt und der Weinkönigin aus Franken, aber auch mein Appartement in der Villa Zeppelin war extrem angenehm. Hier blieb ich nochmals einen Tag länger um mich für das letzte Stück auszuruhen. Seit einiger Zeit war klar, dass Heidelberg das endgültige Ziel sein würde.

Am Morgen des 8. August ging es wieder los und aus der Stadt hinaus, meistens auf einem beschilderten Radweg. Nach Lohr am Main verlor

ich den allerdings, weil er nicht da war wo er sein sollte. Also fuhr ich auf der Autostrasse weiter. Aber schon nach nur 1km winkte mich ein Automobilist von der Strasse weg. Ich wusste nicht was er wollte, aber werde es wohl herausfinden. Er hätte mich gesehen und wolle mich auf den Radweg aufmerksam machen, weil der etwas versteckt im Wald verlief. Super, sehr nett! Natürlich wollte er mir auch noch erzählen, wo auf der Welt er schon überall mit dem Rad gewesen sei und interessierte sich für meinen Trip.

Aschaffenburg war meine letzte Übernachtungsstation und am Morgen danach ging es Richtung Darmstadt. Nochmals standen 900hm bevor, aber die waren gut zu bewältigen. Bei Münster kam ich ins Gespräch mit einem Dorfbewohner. Er erzählte mir von den grossen ehemaligen Stützpunkten der Amis, die hier im Wald grosse unterirdische Anlagen hatten. Streng geheim bis nach ihrem Abzug und wie man heute weiss, teilweise sogar mit Atomraketen bestückt. Mein Weg führte genau durch diesen Wald, Kilometer lang war die Strecke und es war ein mulmiges Gefühl, wenn man bedenkt, was hier in den Zeiten des kalten Krieges wohl los war.

Darmstadt war erreicht und nun ging es ziemlich eben immer Richtung Heidelberg. Dort war am Abend der verabredete Treffpunkt mit Sabina, da sie in der Nähe in einem Seminar war. Sie holte mich hier ab und der letzte Teil nach Hause genoss ich im Auto. Nun kommt die Zeit um all die Eindrücke setzen zu lassen und die Muskeln zu entspannen. Aber vielleicht auch, um schon die nächsten Pläne zu schmieden...

 

 

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