11. April

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erlebnis Zürich Marathon 2010

Die meisten aktiven Läufer und Läuferinnen träumen früher oder später von der Teilnahme an einem Marathon, so auch ich. Ursprünglich hatte ich das auch für 2010 vorgesehen. Nachdem ich im vergangenen Jahr wegen einer Knieverletzung jedoch den Halbmarathon nicht laufen konnte, wollte ich ihn auch um ein Jahr verschieben. Allerdings war ich nach dem Trainingscamp in der Toskana so motiviert, dass ich mich im Dezember entschied es zu wagen. Der Zürichmarathon 2010 soll mein erster Marathon sein.

Da ein Marathon jedoch nur sinnvoll ist mit entsprechender Vorbereitung und ich mir das Ziel von unter 4 Stunden gesetzt hatte, organisierte ich mir entsprechende Trainingspläne. Diese erstellte mir Vali auf meine persönlichen Leistungen hin, Monat für Monat. Beginnend am 1. Januar drehte ich nach diesen Plänen meine Runden drei bis viermal pro Woche. Mal schnell, mal langsam, im Intervall oder Dauerlauf, mit Steigerungen oder am Berg, in kurzen und langen Jogs. So addierten sich pro Woche bis zu 76km und in den gut drei Monaten bis zum Wettkampf, über 700km. Dazu regelmässig Gymnastik, Massage und wenn es das Wetter zuliess, auch mal Velo fahren zum Ausgleich.

Die Vorbereitungszeit verging wie im Flug und der 11.4. kam immer näher. Längst sind alle offenen Fragen geklärt und alles bis ins letzte Detail durchdacht. Die letzte Woche vor dem Wettkampf sogar detailliert verplant. Die Mahlzeiten bestanden nun zweimal täglich aus Pasta um meine Kohlenhydratspeicher zu füllen. Meine tägliche Wasserration von 2 Liter erweiterte ich auf 3 Liter Wasser pro Tag um gut hydriert zu sein. Ich versuchte möglichst etwas länger zu schlafen in der Nacht und natürlich war in der letzten Woche nur noch wenig Training angesagt.

Meine Familie wurde als persönliches Betreuerteam aufgebaut und versorgte mich entlang der Laufroute alle 10km mit Verpflegung und Getränken. Dies zusätzlich zu den offiziell angebotenen Verpflegungsstationen. Ganz nebenbei waren das wichtige Motivationspunkte für mich. Zudem waren sie exklusiv für mich und es gab hier kein Gedränge wie an den offiziellen Tischen. Bei diesen ging es teilweise sehr chaotisch zu und her, weil nach meinem Verständnis die Tische zu nahe bei einander standen.

Was ich für den Marathon beeinflussen konnte, habe ich positiv beeinflusst. Der letzte Faktor war unsicher, das Wetter. Die Prognosen sagten Bewölkung mit lokalem Regen voraus. Daraus wurde einer der schönsten Apriltage, allerdings bei 4 Grad mit Biswind. Kalt für die Zuschauer aber ideal für die rund 5000 Läufer, welche sich punkt 8:30 Uhr auf den Weg machten.

Nach dem Startschuss applaudierten die hinteren Ränge um danach langsam loszulaufen und die 42,195km unter die Füsse zu nehmen. Die Strecke führte durch die Innenstadt und via Seefeld zum Chinagarten, wieder zurück zum Start um dann nochmals über die Quaibrücke und am Bellevue vorbeizulaufen. Nun ging es nur noch geradeaus bis nach Meilen und den ganzen Weg wieder zurück. Bis km 20 ging es mir enorm gut und ich musste mein Tempo sogar ab und zu zurücknehmen um nicht zu früh auszupowern. Nach Eschenbach fühlte sich die Strecke jedoch unendlich lang an und der Wendepunkt in Meilen wollte einfach nicht näher kommen. Der Rückweg ging dann allerdings wieder recht flott und wir passierten erneut die verschiedenen Rock- und Stilbands, Guggenmusiken und Musikvereine entlang der Laufroute. Begleitet von den vielen Zuschauern, welche uns mit zurufen und klatschen anfeuerten.

Der berühmte km 30, bei dem der Hammermann wartete, kam immer näher und ich fragte mich wie es wohl sein wird. So richtig spürte ich ihn allerdings nicht, vielleicht weil ich zu stark auf mein Tempo konzentriert war, denn es fiel mir bereits nicht mehr so leicht bei meinem angestrebten Tempo zu bleiben. Ab km 33 meinten meine Waden dann, sie müssen nun langsam anfangen zu krampfen, was ich auf die zu geringe Flüssigkeitszufuhr zurückschloss. Obwohl ich auf der ganzen Strecke ca. 1.8 Liter Isostar und Wasser zu mir genommen hatte, war das nur etwa die Hälfte, welche von Fachleuten empfohlen wird. Immerhin hinderten mich die Krampferscheinungen nicht am Weiterlaufen und ich näherte mich der Stadtgrenze beim Seefeld. Nun wäre es nicht mehr weit, aber ab jetzt begann für mich wirklich der Leidensweg. Die letzten 6 km waren hart und wurden immer härter. Die Zuschauer nahm ich zwar noch war, aber nicht mehr richtig. Freunde die ich am Wegrand registrierte, erkannte ich zwar, konnte aber im Ziel nicht mehr sagen wo ich sie gesehen habe. Der für Marathons typische Tunnelblick stelle sich ein und ich zählte ab der Bahnhofstrasse nur noch die Kurven die noch kommen werden. Noch fünf, noch vier, noch drei, noch zwei und dann sah ich schon das Ziel. Irgendwann auf den letzten 200m lief Simon neben mir und begleitete mich ins Ziel.

Im Ziel war ich einerseits happy es geschafft zu haben, aber auch nudelfertig und erschöpft. Die ganze Anspannung löste sich nun und irgendwann realisierte ich welche Zeit ich gelaufen bin. Mein Ziel von unter 4 Stunden, erreichte ich mit einer sehr guten Zeit von 3:42,05. Das übliche Auslaufen und Stretchen nach einem Lauf musste ich allerdings zu gunsten eines sehr langsamen Spaziergangs an der Hand von Simon tauschen. Zu stark schmerzten die Beine bei jedem Schritt. Wie ich feststellte ging das aber den meisten Läufern im Ziel gleich. Es ging nun alles eher langsam, aber es ging und nach ein paar Stunden sogar schon recht gut. Einen Muskelkater bekam ich nicht und bereits am Montag waren die Schmerzen weg. Die Beinmuskulatur ist noch am regenerieren und erholt sich nun in der 3 wöchigen Laufpause von den Strapazen. Immerhin habe ich ca. 36700 Schritte während dem Marathon zurückgelegt. Der Marathon war aber mehr als das, mehr als 42,195km laufen. Der Marathon war das spannende Umsetzen einer Strategie von der Vorbereitung bis zur Durchführung. Jeder einzelne Moment war herausfordernd und lässt einem die Strapazen rasch vergessen.

 

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